19. Juni 2022
Greenwashing
Was ist das überhaupt?
Als Verbraucher*in hat man heutzutage unendlich viele (Auswahl-)Möglichkeiten, praktisch alles was wir haben wollen kann am Fließband produziert werden. Da muss man nicht lange nach einer neuen Handyhülle oder einem neuen Paar Schuhe suchen. Aber diese große Bandbreite an Optionen birgt auch ihre Schattenseiten.
Wenn die Produktion so schnell gehen kann, wo bleibt da die Umwelt? Nicht nur seit Fridays For Future ist Umwelt- und Klimaschutz zu einem der wichtigsten Themen in unserer Gesellschaft geworden. Da wollen und müssen natürlich auch Unternehmen ihre Werte überdenken und sich anpassen, wenn sie weiterhin bestehen wollen.
Somit werben viele Unternehmen mit vielversprechenden Zielen, wie Klimaneutralität oder fairer Produktion. Letztendlich steckt dann aber oftmals nicht so viel dahinter. Häufig entsprechen die Versprechungen und Zusicherungen zwar prinzipiell nicht der Unwahrheit, sind aber gleichzeitig sehr absurd, da sie mit der Kernmessage des Unternehmens oft überhaupt nicht korrespondieren (können). Diese (PR-)Taktik nennt man Greenwashing. Unternehmen erkennen die Wichtigkeit von Themen wie Umwelt-und Klimaschutz in unserer Gesellschaft, nutzen dies aber nur für ihre Zwecke, um ihr Image aufzupolieren und nicht an Beliebtheit zu verlieren. Ambitionen und ein „grünes“ Aushängeschild reichen aber nicht aus um ein umweltfreundliches und/oder nachhaltiges Unternehmen zu sein.
Auch die Fashion Industrie wirbt immer wieder mit grüner Produktion und nachhaltigen Unternehmenskulturen. Hier wird man als Käufer*in auch schnell aufs Glatteis geführt. Wenn beispielsweise von einer Herstellung aus Bio-Baumwolle die Rede ist, klingt (und ist) das ja erstmal total super. Wenn dabei gleichzeitig aber andere Faktoren gezielt zurückgehalten werden (menschenunwürdige Produktionen, enormer Wasserverbrauch usw.), oder die Transparenz in bestimmten Bereichen fehlt,
wird einem als Käufer*in etwas versprochen, was nicht eingehalten wird, beziehungsweise diesem nur ein Teil der Wahrheit erzählt. Ganz paradox wird es dann, wenn beispielsweise Modemarken mit Nachhaltigkeit werben, aber offensichtlich so viele Teile pro Woche produzieren, dass sie mehrere Bevölkerungsgruppen ausstatten könnten. Happy Earth Day scheint hier dann eher fehl am Platz.
Wer ist der/die Schnellste im ganzen Land?
In einer schnelllebigen Zeit wie heute, wo wir einen scheinbar unstillbaren Hunger nach Neuem hegen, ist auch die Nachfrage nach (neuen) Klamotten sehr hoch. Am Besten sofort erhältlich und quasi griffbereit. Kein Problem, die unzähligen Fast-Fashion Geschäfte können da schnell Abhilfe schaffen. Das Ganze hat aber einen Haken, schnell beschaffbare Kleidungsstücke in riesigen Mengen können nicht wirklich nachhaltig produziert sein, dazu braucht es einfach mehr Zeit und andere Kapazitäten. Trotzdem werben viele Fast-Fashion Unternehmen wie H&M, Zara und Co. oft mit nachhaltigen Kampagnen und schmücken sich à la „for a sustainable future“. Und damit nicht genug, heute geht es sogar noch schneller! Neben Fast Fashion gibt es jetzt auch Ultra Fast Fashion oder sogar Realtime-Fashion.
Wenn Fast Fashion in den letzten Jahrzehnten durch niedrige Preise, hohe Stückzahlen und unerbittliches Tempo gekennzeichnet war, dann treibt die neue Welle von Ultra Fast Fashion- und jetzt zusätzlich noch Realtime Fashion-Marken diese drei Kriterien auf die Spitze - und bringt Millionen von bereits verarmten Bekleidungsherstellern an den Rand ihrer Belastbarkeit.
Wir sehen also, nicht allzu wenige Unternehmen springen nur zu gerne auf den „grünen“ Zug auf, um mehr Kunden anzulocken und die schon bestehenden zu behalten, ohne dabei wirklich etwas für die Umwelt zu tun.